Leseprobe Winkelsstein Band 14


Petra Mettke/Gigabuch Winkelsstein 14/iStation Fürstentum Winkelsstein/Druckskriptcollage 2015

Petra Mettke

iStation Fürstentum Winkelsstein

™Gigabuch Winkelsstein 14

Erzählung

2015

128 Seiten (bislang digitalisiert)


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Kapitel 190


Woss trads Tabula rasa

Ausgangsrefrain 2. Strophe:

Winkelsstein, mein Winkelsstein,

du sollst mein Herzallerliebstes sein.

Ein Platz, wo meine Sehnsucht schweigt,

die Tradition sich vor dir verneigt.

Die SiSi begann, indem Woss trad das Wort ergriff:

„Ich möchte Sie als erstes darüber informieren, dass Laurin Fürst Azo einen Außengedächtnisspeicher programmiert hat und ihm den Editorstein vor 2 Stunden schenkte. Er soll ihn wie einen Schmuckstein ständig am Körper tragen, damit er seine Funktion erfüllen kann.“

„Einen Gedächtnisspeicher?“ fuhr Azo auf.

„Einen was?“ wiederholte Bruni verblüfft, während alle anderen ungläubig staunten.

„Laurin hat von Oki alles über Speichermedien gelernt und wusste daher genau, nach was er Ausschau halten musste. Uns war nicht entgangen, dass er schon respektable Programme schreiben konnte. Daher war auch niemand misstrauisch, als er anfing, nach geeignetem Editormaterial zu suchen. Doch niemand hätte ihm zugetraut, einen Außengedächtnisspeicher bauen zu wollen. Das ist sein Einfall. Und uns war bislang nicht bewusst, dass Fürst Azo lediglich einen Zwischenspeicher benötigte, um den Kontakt vom Bewusstsein mit den Datenbanken wiederherzustellen. Und selbst dann, hätten wir den Mut zur Probe nicht aufgebracht.“ erklärte Woss trad weiter.

Unvorstellbares Staunen erfüllte den Raum. Sprachloses Erstaunen.

„Es gibt verschiedene Materialien, die sich dafür eignen. Das Besondere an diesem Stein ist, er enthält verschiedene Kristalle in einem korrekten Mischungsverhältnis, um die natürliche Kopfarbeit nachzuahmen. Der Fehler jeden künstlichen Chips ist es, er ist meist aus einem reinen Material, welches sich nicht dem individuellen Gedankentransfer anpassen kann. Laurin hat auch unsere Chips in den Schatten gestellt.“ -

„Woss trad!“ sprang Hermette auf.

„Wir müssen schon heute seine Gedanken ernst nehmen.“ antwortete er ihr und sie setzte sich wie ein fallender Sack.

„Laurin hat mich repariert?“ stellte Azo keck fest und klopfte sanft auf seine Brusttasche, wo der Stein lag.

„Könnte man sagen. Wir haben, seit Sie den Editor bei sich tragen, ihre Leistung gemessen und gehen davon aus, es könnte sich, bis auf die Leistungen des Quantencomputers, so ziemlich alles wieder reaktivieren.“ -

„Mein Quantencomputer ist kaputt?“ fragte Azo erschrocken.

„Definitiv und irreversibel, Durchlaucht.“ -

„Oh.“ -

„Ich werde Woss reß zu Ihnen zur Kontrolle schicken müssen, um die richtige Ausheilung zu überwachen. Bitte erschrecken Sie nicht, Durchlaucht.“ -

„In Ordnung.“ hakte Azo den Verlust ab, als sei es das Normalste der Welt.

„Bedenken Sie, uns fiel diese Überbrückung nicht ein. Zugegeben, es ist eine einfache Lösung und auf das Simpelste kommt man am schwersten, aber sie funktioniert und das bewundern wir selber. Wir haben dank Laurin wieder etwas dazugelernt, womit das nächste Problem sich für Sie ankündigt.“ -

„Was wollen Sie damit sagen, Woss trad?“ wurde Hermette hellhörig.

„Überlegen Sie bitte ab heute, was aus Laurin werden soll. Er wird sich nur friedlich und erfreulich entwickeln, wenn man ihm einen Platz für seine überragenden Fähigkeiten einräumt.“ -

„Er sollte das Oberhaupt aller Winkelssteiner werden.“ meinte Azo sofort.

„Das wäre eine Möglichkeit.“ -

„Waren denn der Omegamann, Hypersky und Ambrosius eventuell auch die indirekten Hauschefs?“ fragte Simone aus einem plötzlichen Einfall heraus.

„Ja. Nach unserer Analyse ist ihre Führung sogar der Grund, wieso es Ihr Geschlecht noch gibt.“ -

Das saß. Alle holten hörbar Luft. Die Wahrheit machte die ausgemachten Helden immer kleiner. Simone dachte, war Halubrands Großartigkeit nur der Zufall, sich den Omegamann dienlich gemacht zu haben?

„Das erklärt manches.“ meinte Simon.

„Ja, und Oki drängt uns alle nachrückenden Feinstofflichen solchen Familien zuzuordnen, wo sie wiederkehren können. Solche Familien überdauern die Zeit. Suchen sich die Feinstofflichen selbst ihre Aufgabe, schauen sie nicht darauf, ob die Familie gut oder böse ist, sondern ob sie Jahrhunderte stabil an einen Ort bleibt oder nicht, da der Rückkehrer die Bibliothek seines Vorgängers finden soll.“ erklärte Woss trad.

„Sie meinen, bekommt ein Feinstofflicher eine gute Familie zugewiesen, hinterlässt er viele nützliche Editoren und der Nachfolger wird sein Werk weiterführen?“ -

„So ist es.“ -

„Woss trad! Wollen Sie damit sagen, Laurin wird nicht als Großherzog weitermachen, sondern muss Fürst von Winkelsstein werden?“ ereiferte sich Hermette.

„Nein, Hoheit, er führt das Fürstentum indirekt. Er bleibt, was er ist. Unsere Simulationen zeigen, auf sein Betreiben hin wird sich die Selbstverwaltung auf Europa ausdehnen. Er würde Winkelsstein zu neuen Ehren bringen.“

Eine Schreckenssekunde erfüllte den Raum, dann meinte Hermette mit zitternder Stimme:

„Sie machen mir Angst.“ -

„Ich werde Ihnen beistehen, keine Bange, aber Sie sollten alle im Familienkreis klären, ob sie einmal Ihre Geschicke in die Hände Laurins legen wollen oder nicht. Jetzt wäre die Zeit gekommen, das zu entscheiden, ansonsten muss für Laurin ein neues Betätigungsfeld gesucht werden, eines, wo er sich ungebremst entwickeln kann.“ -

„Das sollten wir mit Maurice und Jonas besprechen.“ mischte sich Claudia ein.

„Genau. Werden Sie sich einig, ich kann Ihnen mit Simulationen aushelfen, vor allem müssen Sie es wollen, es darf nicht unbewusst sich ergeben, der Tragweite wegen.“ -