Petra Mettke
Die Quadratur der Gefahr
™Gigabuch Winkelsstein 6
Roman
2012
160 Seiten (bislang digitalisiert)
Das Winkelsstein Lied
Winkelsstein, mein Winkelsstein,
deine Adler sollen fliegen,
durch die gesamte Ewigkeit
darf sie niemand kriegen.
6. Strophe:
Dann kommt der Tag und es strauchelt die Zeit, …
Der Untergang bleibt aus
Die Woche ging im Tempo weiter und brachte noch jede Menge Komplikationen mit sich. Vor allem Azo kam ernsthaft in die Bedrängnis. Die Besprechung am Montagabend kam zu dem Schluss, der Eindringling stellte ein beispielloses Sicherheitsrisiko dar, weil er Simoinus sprechende Seele aufrief, wann immer er es wollte. Schon wegen der verheerenden Schäden solch unkontrollierbarer Kreuzaktivierung war er hochgefährlich. Daher wurde beschlossen, Simons Hologramm sollte Simone fortan ständig bewachen. Azo glaubte, er könne den Eindringling stellen und ausschalten, da die Genanalyse die Person verriet und er jeden kannte, der sich in einen Vogel verwandeln konnte. Blieb das Problem mit Pergamo, der diesen Vorfall erwartet hatte und daher Schuld trug. Azo schlug prompt eine Rückführung vor und alle stimmten zu, auch Simon. Er sprach die Angst aus und schlug vor, Lady Walter als persönliche Leibwache zu befehlen, um einen Zeugen zu haben, den der Eindringling nicht als das erkannte. Sie könnte ihrer Herrin auch auf die Toilette folgen, um ganz sicher zu gehen. Da stimmten alle zu, vor allem der verunsicherte Azo, der vorschlug, Madeleine und Lucretia kommen zu lassen, um heraus zu finden, ob etwas mit diesem Eindringling vorhergesagt wäre und Claudia sollte kommen, um die technische Überwachung zu überdenken. Dieser Vorsichtsmassnahme stimmten alle arglos zu, keiner ahnte, was Azo befürchtete.
Fast keiner, denn anstelle der üblichen Frage, fragte Bruni beim Zubettgehen:
„Was hast du eigentlich wirklich, Azo?“ -
„Falsche Frage.“ knurrte er.
„Ich finde das jetzt nicht komisch! Sag mir gefälligst, was du hast, sonst …“
-
„Was sonst?“ fiel er ihr ins Wort.
„Sonst wirst du heute Nacht kein Auge zu tun, bis ich es weiß! Das ist mein Ernst. Ich
habe dich noch nie so verzweifelt erlebt, du glaubst doch nicht, dass ich das übersehe?“ -
„Ach, Bruni!“ stöhnte er getroffen.
„Was!“ forderte sie gnadenlos ein.
„Wieso ereignet sich ein solcher Vorfall, während ich mit den Sicherheitsleuten in geheimer Mission beschäftigt bin?“ stellte er die Verdachtsfrage in den Raum und sprach nach einer Atempause weiter: „Das kann kein Zufall sein. Entweder testet mich die Sicherheitskonferenz und es haben sich alle 4 ausgemacht oder es war ein Anschlag des schwarzen Ordens. Ziel der Sicherheitskonferenz könnte sein, meine Großmeisterzeit zu beenden, da ich nicht mehr unverletzlich sei. Ziel des schwarzen Ordens könnte sein, mich auch zu Fall zu bringen, wobei ich mir nicht vorstellen mag, wer hier spioniert. Fakt ist, ausgerechnet heute habe ich ganz spontan entschieden, das heißt, der Hochverräter überträgt seine Information in Echtzeit. Dieses Sicherheitsrisiko bricht mir das Genick, es hat mich schon komplett hilflos gemacht.“
Bruni, die ihn fest angeblickt hatte, schloss resigniert die Augen. Ihr war die Tragweite voll bewusst. Sie öffnete doch sofort wieder die Augen und hielt ihre Selbstsicherheit daran fest, dass es schließlich nur ein Veracht war.
„Du darfst die Flinte nicht ins Korn werfen, Azo!“ versuchte sie sich selbst der Ängste zu entledigen:
„Die Herren kommen mir keineswegs so vor, als würden sie uns gerade einer Sicherheitsprüfung unterziehen.“
„Das spricht für ihre Qualität als Sicherheitsbeauftragte, Bruni.“ -
„Das glaube ich dir unbesehen. Doch ich meine, du siehst schwarz. Du hast guten Grund
dazu, ich bezweifele das nicht. Lass es einfach darauf ankommen mit den Ordensleuten, egal ob dein Verdacht stimmt oder nicht. Ändern kannst du daran nichts. Wenn du dich da hineinsteigerst,
verlierst du dich und Zeit!“ -
„Ach!“ seufzte er aus vollem gequältem Herzen: „Du hast völlig recht. Entschuldige meine
Entgleisung.“ -
„Entschuldigung angenommen.“ antwortete sie zufrieden.
Beide verstehen sich ohne Worte. Natürlich entschuldigte er sich nicht dafür, dass er auf der Glibberspur seiner Angst ausgerutscht war und zu Fall kam, sondern dafür, dass er zögerte, wieder aufzustehen und der Gefahr ins Auge zu sehen. Sein Schwächeln entblößte ihn nicht Bruni gegenüber, ihr vertraute er tiefer als sich. Aber er war eben auch nicht der Typ dafür, seine Schwäche zeigend, irgendetwas bewerkstelligen zu wollen. Bei ihm zeigte es klar an, es war etwas los.
„Was machen wir nun?“ kam von ihm die übliche Frage, wobei sie die besondere Situation mit umfasste.