Leseprobe Michael Band 11


 Petra Mettke und Karin Mettke-Schröder

Michael. Ein Traum-Schicksal in Tagebuchblättern.

Gigabuch Michael Band 11

Woss-Legende 7

Anno 2065

Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2013

ISBN 978-3-732284-12-2

464 Seiten


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Gigabuch Michael Band 11
Die Woss-Legende 7.
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Leseprobe


Notat 466

Die Nacht zum 4. September 1995

Einschlaftraum

Ich sitze auf einem Bootssteg und lasse die Beine baumeln. Die Bucht ist mir bekannt, aber erkennen, wo ich bin, kann ich nicht. Die vielen Felsen umzingeln die Bucht, wie ein natürliches Planschbecken. Der auffällig friedliche und einsame Platz weist nicht auf meine personelle Einsamkeit hin. Ich spüre sofort, ich kann nicht allein sein, da ich mich wie ein Wasserfall reden höre.

»Komm, du hast genug geplanscht, Mom.« werde ich von wem ermahnt.

Ich sehe das ein. Eigentlich plansche ich nur aus der Erinnerung heraus, dass Füße kühlen bei Hitze ein angenehmes Gefühl erzeugt. Selbstverständlich kann ich weder in meiner Kunstmaterie schwitzen, noch ist es sinnvoll, sie kühlen zu wollen. Ich simuliere das Menschsein lediglich, um die Erinnerung daran nicht zu verlieren. Dann drehe ich mich zu Fege um:

»Hast recht, Fege, genug geredet!« lache ich.

In dem Moment weiß ich, Fege findet seit drei Wochen auf Grund unseres Parlamentsbeschlusses bei uns Aufnahme. Seine Wächter speicherten ihn, als er Selbstmord machte. Allerdings gingen dennoch winzige Teile seines Bewusstseins verloren. Diese Lücken versuchen Michael und ich über Gespräche wieder zu schließen.

Nachdem ich aufgestanden bin, sage ich:

»Laufen wir zurück? ... Aber wie Androiden!«

Er nickt. Denn er ist auch kein Mensch mehr. Wir sind nun zwei Exemplare. Wie die Weltmeister (oder noch besser) rennen wir den 1 km langen Weg zurück, über den Steg, die Abkürzung über die Steilhänge hoch, ohne aus der Puste zu kommen, denn wir brauchen ja nicht atmen. Dann erkenne ich das Terrain wieder, wir sind in einer entfernteren Bucht gewesen und kommen nun auf die Serpentine, die an unserem Haus vorbeiführt. Wir gehen durch die Laubengangtür und Michael sitzt mit seinem Verhandlungspartner genau hier am Tisch.

»Hi! Der Kaffeedurst hat uns hergezogen!« lache ich grüßend.

»Ach du Schande!« kichert Michael auf, weil er genau weiß, dass wir zwei keinen Kaffee nötig haben können.