Leseprobe Michael Band 05


Petra Mettke, Karin Mettke-Schröder/™Gigabuch Michael 05/2009/ISBN 978-3-923915-94-1

Petra Mettke und Karin Mettke-Schröder

Michael. Ein Traum-Schicksal in Tagebuchblättern.

™Gigabuch Michael Band 5

Woss-Legende 1

Anno 2011

Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2009

ISBN 978-3-923915-94-1

364 Seiten


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Michael. Ein Traum-Schicksal in Tagebuchblättern. Band 5
Die Woss Legende 1
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Leseproben


Notat 237

 Die Nacht zum 19. Juni 1994

 

Vormitternachts und morgens, jeweils in einem hellwachen Ruhezustand, im Gegensatz zu dem sonstigen Traum im Nichtwachzustand.

Ich weine so heftig, dass ich, nachdem mich Michael vom stabilisierenden Hals Marvins gelöst hat, in mich krümmend zusammenfalle. Michael packt mich sanft und legt mich aufs Bett. Ich bin so verkrampft, dass mir die Seele zum Hals herausspringen will.

Diese Form von Angstzustand ist mir irgendwie zum Normalitätsreaktionsmuster geworden. So viele Tränen habe ich meinem ganzen Leben gesammelt nicht produziert, wie mir in der letzten Zeit verloren gingen. Beide Männer trösten, beruhigen mich, keiner aber erreicht mich. Erst die verstopfte Nase züchtigt das ausgebrochene Grauen meines Herzens. Nachdem ich geschnauft habe, entspringen mir eher unfreiwillig die Worte:

»Wären wir nur zurück geritten und hätten dir ein Pony geholt, während du dich umgezogen hättest.«

Ich schluchze wild. Eine andere Art als zu impulsiv oder übertrieben sein, habe ich nicht mehr drauf. © PM


Notat 271

Die Nacht zum 23. Juli 1994

vormitternachts + morgens

Als ich mir bewusst werde, was Michael geleistet hat, mit dem Einsatz seiner Persönlichkeit tausende verängstige Menschen zur Besonnenheit aufgerufen und gebracht hat, mitten in einer unheimlichen Gefahr, bin ich mir plötzlich nicht mehr sicher, ob ich für so einen Helden noch etwas tun kann. Er kommt mir so heldisch entrückt vor, übermenschenmäßig und ich mir so klein und mies. Das Bewusstsein ist ein merkwürdiges Gerät. Mir wird deutlich, welche enormen Mengen pure Angst in Michaels Körper stecken, der untröstlich neben mir auf dem Bauch liegt und ich kann diese Wundertat in ihrer angstbemessenen Gewichtigkeit erfühlen. Mir wird dabei nicht bewusst, dass dies ein erneuter empathischer Vorfall ist, unter deren Einwirkung ich neuerdings zunehmend leide.

»Du hast unglaubliches vollbracht, Michael, ich kann es spüren.«

Er dreht sich um.

»Ich habe keine Angst mehr, Woss reß hat meinen Hirnstoffwechsel sofort reguliert.« -

»Nein, Michael, dein gesamter Körper ist noch randvoll mit Angst. Verkrampft bist du. Am deutlichsten hat das Coba gecheckt, sie spürt so etwas auch auf. Ich denke, unsere Racker sind deshalb so unnatürlich brav geblieben, weil du ihnen unheimlich vorgekommen bist.« -

»Meinst du wirklich?«

Jetzt kriege ich die Tränen in die Augen, so gruselig ist mir der Mann, der zehntausend Menschen geduldig auf einer Tonne Sprengstoff sitzend ausharren machen kann. Unvermittelt tröstet er mich, er schnallt mein kellerartiges Unterlegenheitssyndrom prompt.

»Aber, Einhörnchen! Was denkst du denn von mir! Dass ich zu King Kong mutiert bin oder aufgehört habe, ein Mensch zu sein?«

Er muss mir tatsächlich gut zureden, bis das empathische Wissen seine erschütternde Allmacht verliert und ich wieder so besonnen bin, mich in den Griff zu kriegen. Der arme Kerl hat mit mir nur Probleme, auch dann, wenn er vollstes Verständnis gebraucht hätte. Jetzt werde ich schlagartig konstruktiv.

»Du hast Recht. Nicht was du bewirkt hast, ist primär wichtig, sondern wie es dir dabei ergeht. Und Woss reß hat offensichtlich die Substanzen im Körper vergessen zu neutralisieren. Das müssen wir ihr unbedingt sagen.« -

»Ja, ich fühle mich schrecklich.« -

»Darf ich dir helfen?« -

»Jaaaaa.« haucht er.

»Komm! Ich mache dir ein Entspannungskräuterbad.«