Leseprobe Essaysammelband


Petra Mettke, Karin Mettke-Schröder/Eruption/Essaysammelband /Druckskript/2013

 

Petra Mettke und Karin Mettke-Schröder

Eruption

Essaysammelband

2013

62 Seiten


Lesprobe aus dem Essaysammelband


Karin Mettke-Schröder

 

 Essay

5

 

Verjüngung vs. Verklugung

 

Nanobook 15

2013

20 Seiten


Verjüngung vs. Verklugung

 

Die eigenen Gedanken, von Zeit zu Zeit niederzuschreiben, bedeutet nicht nur, sie zu konservieren, sie werden dadurch auch objektiver, da man sicher vor verfälschender Erinnerung sein kann. Sie sind wie ein Archiv des Zeitgeistes. Und von Zeit zu Zeit kann man sie lesen und weiterführen, sie mit neuen Gedanken konfrontieren oder überprüfen, ob sie ihre Berechtigung in der "Neuzeit" noch besitzen.

Was sie nie verlieren, ist ihr Zeitdokumentationswert, wobei der Zeitfaktor eine große Rolle spielt. Wenn ich mir heute 2013 meine Gedanken von 2005 vornehme, liegen 18 Jahre, fast zwei Dekaden dazwischen. In diesem Zeitraum hat sich grundlegendes verändert und es ist die Frage, wie weit haben sich die geistigen Werte tatsächlich verändert.

Was mir am meisten aufgefallen ist, ist die Oberflächlichkeit, sowohl als Erscheinung, wie als Wertemesser. Dementsprechend fallen die Urteile, Debatten oder Gedanken, die die Welt zu bewegen scheinen, auch oberflächlich aus. Sie „scheinen“ und damit bin ich an ein heißes Thema der heutigen Zeit angekommen, der Sucht nach der Aufmerksamkeit der Medien. Die Welt erscheint nun nach dem Gefühl unehrlich geworden zu sein, praktisch verlor die Welt des Seins ihre Stabilität, die Welt des Scheins scheint die Gegenwart zu beherrschen. Aber betrachten wir die Welt nicht zu einäugig? Und wie sehtüchtig ist dieses Auge eigentlich noch?

Zugegeben, meine Gedanken von 2005 waren pessimistisch, was ja kein Wunder ist, denn die Entwicklungstendenzen ließen in ihrer Einseitigkeit auch keine großartigen Resümees zu. Ich besitze die Rückwärtsperspektive heute und die sagt mir, wer weiter meint, der Pessimismus -alles geht weiter den Bach runter- scheint unbesiegbar, der ist immer noch sehbehindert. Die optimistischen Entwicklungstendenzen sind unübersehbar, aber noch nicht als ein neues Weltordnungsprinzip erkennbar.


Aus der Reihe der Nanobooks

Nanobook Nr. 15