Leseprobe Esmeralda


Karin Mettke-Schröder/Esmeralda, der Zweitmensch ™Gigabuch Universum Band 2/eBook ISBN 978-3-743147-21-8/Buch ISBN 978-3-743138-07-0

Karin Mettke-Schröder

Esmeralda, der Zweitmensch

™Gigabuch Universum Band 2

Abstract Story

Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2016

Buch ISBN 978-3-743138-07-0

eBook ISBN 978-3-743147-21-8


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Esmeralda, der Zeitmensch aus dem ™Gigabuch Universum Band 2
Es ist der Stand der Wirklichkeit um 2045.
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Leseprobe aus Esmeralda, der Zweitmensch


Der neue Level der Archäologie ist zum ersten Mal in der Lage, eine Epoche in ihrer ganzen Bannbreite erfassen zu können. Zu der musealen Sammlung funktionstüchtiger Relikte kommt noch der gesammelte Schatz der Archive, beginnend mit der Fotographie, die Augenblicke speicherfähig machte, bis hin zum Weltspeicher Internet, den Suchmaschinen, die Grundlage der heutigen Weltverwaltung wurden. Dieser Backup wurde zu einem Wendepunkt in der Geschichte der Archäologie, denn die rückwärtige Erfassung dieser nächsten Vergangenheit, also der Beginn des Industriezeitalters, hatte sich zu einer Dokumentation der gerade vergangenen Gegenwart gewandelt, die dann in eine lebendige Vergangenheit übergeht. Die Epoche des Industreuezeitalters und die der Elektronik brachten einen solch rasanten Fortschritt in nur wenigen Generationen hervor, dass er die Menschheit überforderte. Viele konnten nicht mehr mithalten, neben Nostalgieprodukten entstanden auch neue Altprodukte. Die lebendige Vergangenheit erwies sich als der Weg aus dieser Bewusstseinkrise und homogenisierte wieder das Generationsgefälle.

 

Simulationen davor liegender Epochen dagegen werden von der Archäologie weiter verfeinert, wenn es der Fund eines neuen Reliktes oder neue Erkenntnisse erfordern, d. h. antike Produktionsstätten rekonstruiert man Holodeckartig, weil der Zeitgeist nicht rekonstruierbar ist. So etwas ist nur für die davorliegende Periode möglich, da kann sich der moderne Mensch noch hineindenken. Natürlich gibt es auch einen Museumspark mit den originalen Nachbauten der sieben Weltwunder im Welterholungsgebiet.

 

Jeder hatte zu jeder Zeit Zutritt und sobald er das magische Portal des Museumseinganges durchschritten hatte, eröffnete sich ihm eine veraltete Produktionsstätte mit qualmenden Schlotten, nur die echt stinkenden Abgase sind unecht. Es werden Führungen durch die Anlage angeboten, aber auch Zeitverträge. Genau wie einst, kann der Interessierte als Arbeiter, Ingenieur oder Chef sich „einstellen“ lassen und mitwirken. Im Prinzip lernt der betreffende Biomat den „Bewerber“ an und überlässt ihm seine angestammte Arbeitsstätte auf Zeit. Natürlich überwachte er seinen Arbeitsbereich und greift bei Bedarf ein, um einen Betriebsausfall oder Unfall zu vermeiden. Das gibt dem modernen Menschen den Rückenhalt, sich überhaupt auf so solch ein Abendteuer in die Vergangenheit einzulassen.

 

Die Biomaten glichen in ihrem Äußerlichen und ihrem Bewusstsein Arbeitnehmern und Arbeitgebern des Industriezeitalters, ihre Wirkungsstätte, ihre Schichtzeiten, ihre Arbeitsuniformen, ihr Auftreten und ihr Sprachgebrauch waren zeitgemäß genau determiniert. Das verlangte eine immense Anpassung und Lernbereitschaft, um für eine begrenzte Zeit in einen vergangenen Zeittakt zu mutieren, zwar waren die Biomaten geduldige Engel und Lehrmeister, verließen aber den ihnen vorgegebenen Zeittaktrahmen nie. Für junge Leute besaß diese Tätigkeit den Reiz einer Sportdisziplin. Ökonomische, ökologische und ästhetische Harmonie ist heute die Devise, die Skylines von einst, Symbole des Fortschritts gelten als überholt.

 

Seit über drei Monaten waren die Frauen nun schon auf Spurensuche. Die drei hatten eine Genehmigung des Rates der elektronischen Überwachung, des REÜs erhalten, dessen Meinung plötzlich umgeschlagen war. Lorettas Anliegen wurde jetzt sogar gefördert, dank Ca’rls unsichtbarer Hilfe. Ergebnislos waren die Recherchen bei den beiden anderen Homonitelfirmen verlaufen, nun lag die Hoffnung, dass der Aufwand nicht umsonst gewesen war, hier bei dieser Firma. Deshalb waren die drei Frauen etwas nervös. Diese Homonitelfirmen waren die drei Säulen der künstlichen Evolution geworden und besaßen deshalb eine so große Bedeutung für die Menschheit, weil sie für den geistigen Fortschritt der Zweitmenschen verantwortlich waren.