Leseprobe Reisetagebücher 1


Petra Mettke, Karin Mettke-Schröder/Israelreisetagebuch/Druckskript 2012

 

Petra Mettke und Karin Mettke-Schröder

Das verheißene Land Amurru

Israelreisetagebuch

1988

241 Seiten


Leseprobe aus den Reistagebüchern 1


 

3. Tag

 

Montag, den 28.März 1988

 

Das vorlaute Vogelgezwitscher in den großen Palmen weckte uns eher aus dem tiefen, todesähnlichen Schlaf, als es dem Telefon einfiel. Die Einraumvilla mit ihrem zweckmäßigen, aber angeknabberten Mobiliar verwandelte sich schon im ersten Morgengrauen in ein geschäftiges Durcheinander. Die ganze Kolonie schien im Aufbruch zu sein, von rechts und links neben uns, über und hinter uns und aus der Doppelstockbungalowreihe gegenüber drangen erste Lebenszeichen. Jedes dieser Hotelzimmer besaß einen eigenen Zugang von außen, wodurch keine Kollisionen in dieser, für einen Urlaub ungewöhnlicher Frühe entstanden. Nachdem Bad und Zimmer auf Gegenstände abgesucht worden waren, die im starken Verdacht standen, vergessen zu werden, wie ihn zum Beispiel ein Regenschirm naturgemäß auf sich zieht, schleppten wir unser Gepäck in die Lobby. Vorbei an den noch verschlafenen, jungfräulich im Sonnenschein liegenden Swimmingpool, um dessen Herzform sich grüner Teppich spannte, der auch noch wie ein Rasen wirkte.

Mit unserem unumgänglichen Wasservorrat und dem Notgepäck, dessen Not darin bestand, dass wir alle dieselbe Tasche benutzten, die uns der Reiseveranstalter beim Eintreffen in Israel geschenkt hatte, wodurch eine Verwechslung der über 30 eineiigen Exemplare eine beständige Herausforderung darstellte, verließen wir nach dem Frühstück Elath in Richtung der nahen, ägyptischen Grenze. Und wie das Leben so spielt, eine dieser Taschen fehlte. Elath lag schon verschwunden in den Falten der Felsen, die sich gleich neben der Straße aufragend dahin wanden. Es zeigte sich uns ein Exempel israelischer Hilfsbereitschaft, denn kurzerhand wurde ein entgegenkommender Jeep angehalten und nahm den Vermisser der Tasche mit zurück. Während wir im Grenzort Taba auf die Ausreiseformalitäten warteten, kehrte Tasche und Besitzer zurück. Diese problemlose Episode stand fast im Gegensatz zur komplizierten Grenzüberschreitung. Im Bus verweilten wir und harrten auf die Rückkehr unserer Pässe, die eine Beamtin mit sich genommen hatte.